Mittwoch, 28. März 2012

Zahlenmystik

Mit Zahlen wird in China mehr verbunden als nur das rein Zählerisch-Mathematische.
Mit "mehr" meine ich "viel mehr".
Das ein paar Neunmalkluge in Deutschland die 13 wahlweise für eine Glücks- oder Unglückszahl halten, gibt es ja auch.

Hier nimmt es aber deutlich groteskere Züge an. Nicht nur gibt es einige Zahlen, die als besonders glücks- oder unglücksbringend gelten.
So sollen in Deutschland schon Geschäftsverhandlungen mit Chinesen gescheitert sein, weil diese sich weigerten, am Flughafen in das bestellte Taxi einer Firma mit Rufnummer "4444" einzusteigen.
[4 ist die Unglückszahl schlechthin.]

Es geht weiter, dass man mit bestimmten Zahlenkombination seine Mitmenschen auf's Übelste beleidigen kann. Weshalb das genau so ist und diese Zahlencodes heute zu einer allgemein anerkannten Beleidigung geworden sind, weiß keiner. Mir konnten es mehrere Personen unabhängig voneinander jedenfalls nicht erklären.

Mal ein paar Beispiele:

  • 250 - gesprochen: Er-Bai-Wu - ganz böse, darf man auf keinen Fall in der Öffentlichkeit sagen

  • 38 - gesprochen: San-Ba - ganz, ganz böse, darf man gegenüber Frauen unter keinen Umständen von sich geben; aber Vorsicht muss man auch im Umgang mit Männern walten lassen, da die sonst denken könnten, man halte sie für schwul, indem man eine für Frauen gedachte "Beleidigung" verwendet
Spannend wurde es am 8. März (2012/3/8), weil das der San-Ba-Tag ist. Gleichbedeutend mit Internationalem Frauentag. Der wird hier groß angegangen, in der Regel gibt es einen halben Tag für Frauen frei, damit sie mal so richtig schön und ohne nervigen Ehemann alleine auf die Shopping-Center losgelassen werden können. Bei uns in der Firma durften die Frauen zwar nicht nach Hause und wurden stattdessen mit einem 10 Euro-Gutschein abgespeist (meine Interpretation: da die Frauen in Shanghai als extrem geldgeil und materialistisch gelten, freuen sie sich vielleicht über 10 Euro mehr als über einen halben Tag Urlaub; dagegen spricht nur, dass die Kolleginnen aus den anderen Geschäfts-Einheiten und allen anderen Firmen, die ich kenne, frei bekommen haben...).
Wie dem auch sei, es war für mich die Gelegenheit, ein paar Mal einfach so San-Ba in den Raum zu werfen, die Reaktionen abzuwarten und mich dann als unwissender Ausländer auf den Frauentag und das Datum zu berufen. Und es hat funktioniert! Kurz versteinerte Mienen, dann Gekicher über die Tollpatschigkeit des Ausländers und dann der Hinweis, etwas sparsamer mit dem Begriff umzugehen.

  • 13 Uhr - gesprochen Shi-San-Dian: kommt auch nicht gut an, also muss man immer 1 Uhr sagen...
  • usw.usw.

Man hat hier also immer seinen Spaß (ob wissend oder unwissend...)!

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