Mittwoch, 30. November 2011

Translation of the Day (III)

Ich bin nun wirklich kein Bier-Experte. Etwas gewundert habe ich mich aber doch, als ich in einem Lokal neben den üblichen lokalen und internationalen Biersorten á la Guinness, Qingdao und Heineken auch noch das "Naturtrüb" direkt über dem "Dunkel" gesehen habe.

Etwas schwer zu lesen auf dem Foto, aber ich hoffe erkennbar:


Da der naturtrübe Spaß umgerechnet rund 7 Euro gekostet hätte und noch einmal einen deutlichen Premium-Preis auf die anderen Biere zusätzlich beinhaltete, habe ich dem Test, was einem da tatsächlich serviert wird, widerstanden.

Gibt es diese Biermarke tatsächlich oder was für ein Bier wäre da gekommen? Sachdienliche Hinweise sind willkommen!

Donnerstag, 24. November 2011

From the East to the West, Guilin is the Best!

Schon vor ein paar Wochen war ich für vier Tage in Guilin. Guilin liegt im Süden Chinas und ist einer der Touristen-Hot-Spots schlechthin in China. Der Leitspruch dort ist deshalb "From the East to the West, Guilin is the Best".
Ich war jedoch "beruflich" und mit vielen Kollegen für ein abteilungsübergreifendes "Outing" da (das Wort wird hier tatsächlich so für eine Firmenreise benutzt - bevor jemand etwas anderes denkt...). Da der Rückflug netterweise erst am Sonntag Abend ging, blieb also viel Zeit für Sightseeing.

Erstes Highlight war allerdings nicht die schöne Landschaft, sondern ein Besuch auf der Polizeistation. Grund hierfür war, dass sowohl ich als auch ein anderer deutscher Kollege gerade unsere Pässe in Shanghai bei den Behörden abgegeben hatten, um unsere Arbeitserlaubnis zu bekommen. Wir hatten zwar einen sogenannten "Travel Slip" im Gegenzug bekommen, mit dem wir uns in China wie mit einem Pass hätten bewegen können sollen - das war aber dann leider doch nicht so. Die Airline hatte den Wisch noch akzeptiert, das Hotel jedoch nicht. Ihrer Meinung nach wäre der Zettel nur in Shanghai und vielleicht auch Peking gültig, definitiv aber nicht bei ihnen in Guilin. Nachdem wir dann mehrfach gebeten wurden, doch unseren richtigen Pass zu zeigen, woraufhin wir abwechselnd erklärten, dass der Zettel im Moment unser Pass sei, wurden wir zur Polizei geschickt.
Unser Aufpasser auf dem Weg dorthin wollte mit uns in einem öffentlichen Bus fahren. Als nach 10 Minuten kein Bus in Sicht war, aber die Polizei in 30 Minuten zu schließen drohte, stoppte er kurzerhand einen Rollerfahrer, der noch einen Platz hinter sich frei hatte und bereit war, kurz Taxi für uns zu spielen. Aber wir waren ja zu dritt. Schnell war dieselbe Verhandlungsszene mit einem anderen Rollerfahrer noch einmal wiederholt. Ein dritter Rollerfahrer war aber nicht aufzutreiben. Der Aufpasser zeigte uns, wir sollten uns trotzdem schon mal abfahrbereit machen und auf die Roller aufsteigen, damit es dann gleich los gehen könne. Kaum saßen wir, rief er irgendetwas energisch den Fahrern zu, sprang als dritter Passagier auf meinen Roller mit auf - und bevor ich mit einem Abstieg protestieren konnte, waren wir schon auf Höchstgeschwindigkeit hochbeschleunigt!

Diesen Augenblick inklusive meiner perplexen Entrüstung hat mein Kollege sogar mit seiner Kamera gebannt - ich möchte Euch das Bild nicht vorenthalten:

Als wir bei der Polizei angekommen waren, wurden wir von einem Schalter immer zum nächsten weitergereicht, weil keiner genau wusste, was wir denn nun eigentlich von ihnen wollten und verlangten. So wichtig war unsere Registrierung bei den lokalen Behörden also wirklich... Als wir die Reihe durch waren, wurde schließlich der Chef aus dem Hinterzimmer geholt. Der sagte irgendwas, danach tippte die Beamtin ein paar Minuten wild in die Tasten, druckte ein Papier aus, gab es unserem Aufpasser - und wir waren wieder frei...


Zweites Highlight war dann aber doch die Fluss- und Hügel-Landschaft. Bevor ich viel beschreibe, lasse ich einfach mal lieber ein paar Bilder für sich sprechen:





Das dritte Highlight bestand in der Besteigung des Moon Hills. Dahin machten wir uns mit einem geliehenen Fahrrad auf den Weg.



Der Moon Hill ist deshalb ein besonderer Hügel unter den Tausenden Hügeln um Guilin, weil er ein großes Loch in der Mitte hat. Das Loch erinnert vage an eine Mondsichel, weshalb wohl der Name entstanden ist.

Bevor man mit dem Aufstieg beginnen kann, läuft man an einem Eintrittskartenhäuschen mit einem großen Schild vorbei, dass u.a. Klettern am Moon Hill strikt untersagt:


Das war für uns soweit auch kein Problem, wir wollten ja nur den Moon Hill aus der Nähe sehen. Oben angekommen, konnten wir tatsächlich eine schöne Aussicht genießen. Nach kurzer Zeit liefen wir auf die Rückseite des Moon Hills. Dort merkten wir dann, dass wir nicht ganz alleine dort oben waren. Von irgendwo kamen vertraut-fremde Klänge: Schwyzerdütsche Stimmen drangen an unsere Ohren! Aber von wo? Rund um die eigene Achse ließ sich niemanden erblicken. Erst als wir den Blick weiter nach oben richteten, sahen wir jemanden eifrig im Fels kraxeln (der kleine Punkt in der Mitte):

War ja klar, dass es nur unsere lieben Nachbarn sein können, die sich - kaum dass sie etwas sehen, was annähernd wie ein Berg aussieht - in die Illegalität begeben, um da rauf zu klettern.


Highlight Nr. 4:
An der Flusspromenade sitzend, schrie auf einmal jemand von hinten "Hey you! YOU!", woraufhin ich mich unweigerlich umdrehte. Das brachte den Mann aber noch nicht zur Räson. Stattdessen rief er "No, not you! I mean YOU", wobei er auf meinen Nebenmann deutete. Als ich ihn anstieß und auch er sich umdrehte, legte der Amerikaner erst richtig los: "Are you Ben Affleck? No, you must be really...!!?? Are you, are you Ben Affleck??".
Wohlgemerkt: Der Mann war mind. 20 Meter entfernt von uns, wir waren nur mit dem Rücken ihm zugewandt.
Die Antwort meines Kollegen: "Yes, of course, I am. And this is Brad Pitt!" Dabei zeigte er - natürlich - auf mich.
Jetzt war der Ami auf einmal richtig in seinem Element: "Noooo wayyyy! Are you really?! May I come closer? You must be kidding me, aren't you?" In der Zeit lief er bereits die Hälfte der Treppenstufen zwischen ihm und uns herunter. Er schaute noch einmal auf, plötzlich erkannte er die langweilige Wahrheit: "No, you are kidding me! Man, I was nearly sure you are Ben Affleck. You look exactly like him!"
Um die Autogramme kam sowohl Ben als auch ich herum.


Das fünfte und letzte Highlight:
Nachdem wir so euphorisch von einem Amerikaner als Filmstars gefeiert wurden, gingen Ben und ich beschwingt kurz vor dem Rückflug noch ein letztes Mal durch Guilin. Dabei wurden wir aber schnell wieder auf die Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wir mussten feststellen, dass uns auf den Straßen kein roter Teppich ausgerollt wird, sondern dass die Verkehrssitten hier leider auch rau und unbarmherzig sind - wie überall in China (egal ob Chinese, Ausländer oder sogar Filmstar). Ein Auto, das mich fast überfahren wollte, hat das auch noch durch einen sehr eindrucksvollen Aufkleber mit einer Hand darauf unterstrichen:
 

Schön, wenn man so herzlich willkommen geheißen wird in einer fremden Stadt!

Für mich war das aber eher ein Zeichen zum Aufbruch - das Flugzeug wartete. Am Flughafen konnte die Sicherheitskontrolldame wieder nichts mit dem "Travel Slip" anfangen und fragte noch viermal nach meinem Pass. Dasselbe Frage-Antwort-Spiel wie im Hotel ging also wieder los. Wie bei der Polizei musste am Ende der Chef gefragt werden, der zum Glück schon mal was von dem Papier gehört hatte und mich durch die Kontrolle und ins Flugzeug einsteigen ließ.
Nach 2:45 Stunden Flugzeit waren wir alle wieder zurück in Shanghai (ja, dieses Land ist tatsächlich sehr groß!).

Samstag, 19. November 2011

Einführung in chinesische Sitten: Folge 1 - Sitzen

Ich möchte gerne ein paar chinesische Sitten und Bräuche vorstellen. 
In der Regel sind das ganz simple Dinge, die aber - im Detail betrachtet - zu interessanten, ungewöhnlichen Ergebnissen führen können.

Verdeutlichen kann ich dies am Themenfeld 1: Sitzen!


Ja, genau. Sitzen!

Ich will nicht auf den Fakt eingehen, dass sich auch in China die Menschen ab und zu mal hinsetzen. Viel interessanter ist, wie sie dies tun, wenn gerade mal kein Stuhl da ist.

In Deutschland würde man sich wahrscheinlich auf den Allerwertesten setzen, vielleicht noch in Kombination mit der mehr oder weniger eleganten Schneidersitz-Beinstellung. 
Alternativ würde manch einer vielleicht auch für kurze Zeit das komplette eigene Gewicht in einer Art Kniebeuge auf die Zehenspitzen stellen, was aber schnell zu einschlafenden Beinen führt. Behaupte ich jetzt jedenfalls einfach mal, ohne dazu auch nur ansatzweise fundiertes empirisches Hintergrundmaterial zu haben.

Kommen wir nun zur chinesischen Variante:
Die ist von der deutschen Kniebeuge-Zehenspitzen-Variante gar nicht so weit entfernt, aber mit einem - meiner Meinung nach sehr wichtigen - Unterschied: Der Fuß steht mit der kompletten Sohle auf dem Boden! In dieser Stellung scheint man im Prinzip ewig ausharren zu können. Keine Spuren einschlafender Beine!

Und das Beste: Ich kriege das noch nicht mal hin. Meine Sehnen, Muskeln und Gelenke sind offensichtlich schon zu eingerostet und unbeweglich. Versuche ich es dennoch, so zu sitzen, kippe ich spätestens nach zwei Sekunden nach hinten um. Wie ein Sack Kartoffeln, Reis oder was auch immer. 
Deprimierend.
Denn hier können selbst die Rentner sich noch ganz fidel in diese Position bringen, um z.B. den Verkehr zu beobachten, auf die shoppende Frau zu warten, oder mit den Nachbarn eine Runde Karten zu spielen.

Hier zwei Illustrationen:
 


Donnerstag, 17. November 2011

Mein Block: Innenperspektive

Heute möchte ich mit der lang angekündigten Vorstellung meines Blocks beginnen!

Als Erstes: Was gehört eigentlich genau zu "meinem Block"?
Zu meinem Block zähle ich alles, was sich innerhalb der vier, zusammen ein Rechteck bildenden Straßen, die um meine Wohnung herum führen, abspielt.

Das Herzstück des Blocks bildet der sogenannte Compound, in dem ich wohne. Viele Leute hier wohnen in solchen zusammengehörenden Wohnanlagen, die ursprünglich mal von einer Immobilienentwicklungsfirma gebaut wurden und meistens aus mehreren gleich aussehenden Wohnhäusern, einer Garten-Anlage und ein paar Gemeinschaftsbereichen bestehen.

Möchte man in mein Compound hinein gehen, wird man erst mal von einem stets freundlich daher schauenden, ansonsten aber sinnlos herumstehenden Mann begrüßt. Er trägt eine schicke Uniform und tut so, als ob er permanent Besucher würdevoll in Empfang nehmen würde. Das suggeriert zumindest ein Pult mit der Aufschrift "Visitor Registration", hinter dem er üblicherweise steht. Tatsächlich habe ich die Empfangsherren aber nie auch nur ansatzweise irgendjemanden ansprechen oder anhalten gesehen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Liste der registrierten Besucher noch komplett leer ist. Um es zusammen zu fassen: Wären die Burschen nicht da, würde es vermutlich keiner merken - jetzt sind sie aber nun mal da und stören tun sie ja auch nicht. Also werden sie wohl für immer so da stehen und vor sich hin grinsen.

Das Ganze sieht dann so aus:

Diesen Anblick nehme man gedanklich mal vier - denn es gibt vier Eingänge zum Compound, die alle patrouilliert werden. Bei Regen stellen sich die Uniformierten übrigens schnell ein kleines Zelt auf, damit sie nicht nass werden. 


Neben dem Begrüßungskommando gibt es noch ein paar weitere Trupps, die sich formell um die Sicherheit der Bewohner des Compounds kümmern. Sie betreten meistens aber erst nach Einbruch der Dunkelheit die Bildfläche und schlendern dann einzeln im Gänseschritttempo das Gelände ab. Dabei haben sie eine Taschenlampe in der Hand, mit der sie in der Regel die eigenen Fuße beleuchten.
Schaffen sie es womöglich deshalb, bei dem ungeheuren Tempo, das sie an den Tag legen, einen Fuß gekonnt vor den anderen zu setzen und nicht ins Stolpern zu geraten? Ich habe noch nicht nachgefragt...
Ansonsten machen auch diese Männer nichts Wichtiges. Aber Präsenz zeigen ist ja auch schon mal was!

Kurz nach dem Eintritt in den Compound kann man dieses vielversprechende Schild sehen, dass die Vorfreude auf einen erholsamen Park wachsen lässt:

Dreht man sich nun aber nach links in Park-Richtung, dann sieht man leider nur die Einfahrt in eine Tiefgarage. Zu früh gefreut!

Nach einem kurzen Augenblick der Enttäuschung gibt es aber trotzdem eine Art Park zu entdecken. So findet man schnell einen kleinen Bambus-Wald:


...einen Mini-Wasserfall:


...einen Algen-Fischer, der versucht, den "Teich" in Schuss zu halten:



...und einen kleinen "Streichelzoo" mit weißen Wildkatzen, die im Unterholz hausieren:


Seit kurzem gibt es neben dem Spielplatz für die Kinder, dem Fitnessbereich für die Sportler und dem Mini-Strand für die Müßiggänger auch noch eine weitere Attraktion, die den Compound weiter aufwertet und verschönert:



Nach diesem kurzen Einblick in das Innerste meines Blocks folgt in den nächsten Tagen der zweite Teil. Der Blick wird dann vom Compound aus nach außen schweifen und auf das Straßenleben meines Blocks gerichtet.

Freitag, 11. November 2011

Pocari Sweat

Nach dem kleinen Bilderrätsel aus der Soccerworld hier noch eine Ergänzung: Ich habe nun im Fernsehen auch eine Werbung vom "Schweißgetränk" Pocari Sweat gesehen.
Es scheint sich um eine japanische Marke zu handeln - hier hat also niemand in China einen Übersetzungsfehler gemacht, sondern es ist wohl eher JapLish oder so ähnlich. Mea culpa.

Hier zwar nicht genau die Werbung, die ich gesehen habe, aber auch schön japanisch-unsinnig und in einem dezenten Takeshi's Castle Stil:

Mittwoch, 9. November 2011

Breaking News (final edition): Luftfracht am Boden, durch den Zoll und...

... inzwischen tatsächlich auch in meiner Wohnung!

Juhuu!

Es scheint auch alles heil geblieben zu sein. Ein bißchen wie Weihnachten: Auspacken, auspacken, auspacken. :-)

Sonntag, 6. November 2011

Friseurbesuch

Ich komme gerade vom Friseur zurück. Wie in alle Geschäfte kann man hier auch zum Friseur am Sonntag gehen. Praktisch.
Den Friseur hatte ich unweit meiner Wohnung schon ein paar Mal beim Vorbeigehen gesehen. Ich wollte nichts Besonderes, nur etwas kürzere Haare.

Um dem Friseur zu verdeutlichen, wie ich's denn gern hätte, hatte ich mich letztes Jahr in Changzhou mit zwei, drei Fotos, die ich aus dem Internet zusammengegoogelt und ausgedruckt hatte, beholfen. Vor allem ein Foto von Johnny Depp erwies sich als äußerst zielführend, um dem dortigen Friseur klar zu machen, was ich von ihm erwartete.
Also wappnete ich mich heute Morgen vorab wieder mit einem Foto. Mein schönes Smartphone reichte aus, um bei der Google Bildersuche auf die Schnelle ein paar Johnny-Depp-Fotos zu finden und eins auszuwählen. Den Ausdruck konnte ich mir dank der modernen Technik sparen.
So vorbereitet zog ich also los.

Beim Friseur angekommen, schien man bereits auf mich zu lauern. Drei Personen, die im Eingangsbereich saßen, warteten nicht etwa darauf, selbst an die Reihe zu kommen. Sondern bei dem Trio handelte es sich um die Friseur-Crew. Die drei sprangen sofort auf und begrüßten mich mit einem einwandfreien "Hello Sir, how can we help you"? Man spricht also Englisch - auch beim Friseur, zumindest in Shanghai.
Ich erläuterte mein Haarschneideanliegen in wenigen, einfachen Worten, woraufhin ich von der Rezeptionsdame erst einmal in das hausinterne Kastensystem eingeweiht wurde. Das System besteht aus vier Stufen, die jeweils einem anderen Fähigkeits- und Erfahrungslevel des Friseurs entsprechen - so ein bißchen wie in einer Unternehmensberatung. Vom einfachen "Styler" bis zum "Director" waren die Friseur-Karrierelevel aufgeführt und natürlich auch mit unterschiedlichen Preisen versehen. Den Mikroökonomie-Dozenten im Grundstudium hätte das sicher sehr gefreut, dass so die Präferenz und Zahlungsbereitschaft der Kunden optimal abgeschöpft wird.

Da meine Erwartungen sehr einfacher Art waren und die Zahlungsbereitschaft eher gering, stieg ich beim untersten Level, dem "Styler", ein. Das Foto musste ich nicht mehr zeigen, ich konnte mich ja verbal verständigen. Ich wurde noch schnell mit zwei englischen Herren-Magazinen zum Durchblättern ausgestattet, und schon ging's los. Nelson schritt ans Werk.

Wieder einmal zeigt sich also im Kleinen, wie anders Shanghai im Vergleich zur "Provinz" nur wenige Kilometer entfernt funktioniert. Sehr zur Erleichterung von Westlern wie mich - und das in zweierlei Hinsicht: Denn nicht nur die Verständigung ist viel einfacher hier, sondern auch der Geldbeutel wird deutlich erleichtert.
Als der Schnitt fertig war und ich zur Kasse schritt, wurde von mir das sage und schreibe 15-fache von dem verlangt, was ich in Changzhou zahlen musste. Okay, das war dort auch nur ca. 1 Euro. Da ist dann auch das 15-fache mal verkraftbar, zumal man ja wirklich spürbare Vorteile hat (neben der Verständigung auf Englisch war zugegebenermaßen heute auch die Einrichtung und das Ambiente im Laden etwas netter).
Trotzdem zeigt sich hier etwas sehr typisches für Shanghai und China insgesamt: Die Unterschiede innerhalb des Landes und auch der Stadt können extrem sein, gerade was die Preise für im Prinzip dieselben Sachen angeht. Man kann hier ziemlich günstig leben, aber auch deutlich teurer als in Deutschland.
Und ich bin nur beim "Styler" eingestiegen - der "Director" will sicherlich noch mal das vier- bis fünffache mehr...

Freitag, 4. November 2011

Soccerworld in Shanghai

Diese Woche habe ich mich an einem Feierabend den Fußballern in der Firma angeschlossen und damit erstmalig offiziell am Betriebssport teilgenommen. Nachdem wir in der Rush Hour ca. 50 Minuten im Auto irgendwohin gefahren sind (ich hatte längst die Orientierung verloren, wusste aber zumindest, dass es in den Bezirk Putuo gehen sollte), staunte ich beim Aussteigen nicht schlecht.

Unser Ziel war ein Standort der aus Deutschland bekannten wie beliebten Soccerworld. Erinnerungen an die Underdocs, Ashkan und Mashkan wurden wach. Nach den letzten Meldungen zum plötzlichen Untergang der Mainzer Fußballhalle und den Montags-, Mittwochs-, und Freitagsligen scheint der Investor einen neuen Ausweichstandort im fernen China gefunden zu haben, der scheinbar höhere Renditen abwirft. Das Areal ist zumindest riesig. Zahlreiche Outdoor-Kunstrasenplätze in verschiedenen Größen konnte ich bestaunen, Flutlicht inklusive. Auch der Andrang anderer Fußballer war nicht gerade gering.
Ob die auch alle aus so großer Entfernung gekommen sind wie wir und dem Lockruf der Soccerworld erlegen waren oder vielleicht eher nach Sperrstunde von dem direkt angrenzenden, scheinbar ebenso riesigen Fischmarkt herübergetrottet sind, konnte ich nicht ausmachen.
Allseits beliebt waren auf alle Fälle Manchester United Trikots, gefolgt von Deutschland-Trikots (Nr. 4: Aogo!), Spanien-Shirts und Barcelona-Leibchen. Ein BVB-Trikot war auch im Gewusel der ca. 30 Kicker auf dem Halbfeld neben uns auszumachen.

Gespielt haben wir dann auch noch. Auf einem Kleinfeld mit Abseits und Mannschaftswechseln nach jedem Tor (wir waren drei Teams). Der Wechsel musste in so kurzen Abständen erfolgen, damit sich ungefähr die Hälfte einer Mannschaft noch gerade rechtzeitig die nächste Dosis Nikotin einverleiben konnte, bevor die Raucherlunge zu kollabieren drohte. Manche Leute in China behaupten eisern, rauchen wäre gut für's Denken. Für chinesische Körper sind Zigaretten scheinbar auch für sportliche Höchstleistungen förderlich, so mein Eindruck.
Wenig sinnvoll fand ich auch die Regel, dass der Torwart automatisch nach jedem Tor gewechselt wurde. Vielleicht sind manche Kollegen wirklich nicht so gut im Bälle fangen, aber meine Vermutung nach einigen nicht ganz unhaltbaren Schüssen, die doch in den Maschen landeten, war zumindest, dass einfach jemand schnell wieder aus dem Tor heraus wollte...

Spaß hat's trotzdem gemacht. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Zum Abschluss hier noch ein paar Bilder:

Etwas ungewohnt: Soccerworld Logo auf chinesischem Plakat zur Begrüßung
Tore, Flutlicht, Bandenwerbung - alles da!


Im Hintergrund noch eine idyllische Industrie-Anlage!


Der BVB da, wo er hingehört: In eine Reihe mit Barcelona und Madrid
P.S. Wer erkennt im letzten Bild noch etwas, was auch in super in die Kategorie ChEnglish passen würde (hab's auch gerade erst gesehen)?
Tipp: Augenmerk sollte auf dem Kühlschrank liegen. ;-)