Mittwoch, 30. Mai 2012

Tag der Arbeit auf den Putuoshan-Inseln

Wie es sich für ein offiziell kommunistisches Land gehört, wurde natürlich der 1. Mai hier mit einem Feiertag gewürdigt. Das heißt, es wurde nicht gearbeitet, aber auch nicht protestiert. Autos wurden auch nicht angezündet.
Stattdessen wurde die U-Bahn verstopft (in Shanghai wurde mit einem neuen Tages-Besucher-Rekord in der U-Bahn gerechnet).

Das Motto musste also wieder heißen: Nichts wie raus!

Das Ziel dieses Mal: Eine Inselgruppe südlich von Shanghai mit über 1000 Inseln (nach offizieller Zählung zumindest - es stellt sich an der ein oder anderen Stelle aber schon die Frage, ob ein Fels im Wasser wirklich eine Insel ist oder nicht einfach ein Fels...).
Die berühmteste Insel ist wegen einer traditionsreichen Tempelanlage Putuoshan, weshalb meistens auch die ganze Inselgruppe Putuoshan genannt wird.

Wie dem aufmerksamen Leser sicherlich nicht entgangen ist, bedeutet ein anstehender Feiertag hier meistens, dass man erst einmal länger bzw. am Wochenende arbeiten darf. So auch dieses Mal. Am Samstag standen also alle stramm im Büro, um dafür dann Montag frei zu bekommen und ein 3-Tages-Wochenende von Sonntag bis Dienstag zu haben.

Der Hinweg führte erst einmal über eine kleine Attraktion für sich: die 35-km-Brücke über die Bucht von Hangzhou. Wikipedia und Smartphone sollten an dieser Stelle nicht das einzige Mal auf dieser Tour den Reiseführer ersetzen.

Kurzweile kam bei der Fahrt auch in Anbetracht des ein oder anderen Autoaufklebers auf. Interessanterweise sind fast alle Aufkleber auf Autos auf gelbem Grund oder mit einem gelben Rahmen ausgestattet (man erinnere sich an das schöne Design in Guilin). Bei den Abbildungen sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt. So konnte ich auch diesen interessanten Aufkleber sehen:


Über zwei weitere Brücken gelangten wir dann auf die größte Insel: Zhoushan.
Das Denkmal für den Opiumkrieg gegen die Briten ließen wir rechts liegen. Stattdessen lehrte uns Wikipedia, dass die Inseln für einige Zeit in den 1840er Jahren unter britischer Herrschaft standen, dass sie nach einiger Zeit gegen Hong Kong eingetauscht wurden (was zur Folge hatte, dass der verantwortliche britische General wegen des vermeintlich schlechten Deals in Ungnade fiel und entlassen wurde), und dass es im 19. Jahrhundert Zeiten gab, in denen sich jeder dritte Chinese regelmäßig an Opium erfreute.

Per Fähre ging es dann noch weiter auf die Pfirsichblüteninsel. Die Insel beherbergt einen recht großen Strand, der natürlich im dezent schwimmfreudigen China trotz schönen Wetters ziemlich leer war.



Auf dem Rückweg hielten wir spontan noch in einem buddhistischen Kloster an. Wie sich herausstellte, war diese Tempelanlage die älteste der gesamten Inselgruppe. Der eigentlich heute bekanntere Tempel auf Putuoshan wurde nur als Zweigstelle gegründet. Die gut gelaunten, geselligen und gesprächsfreudigen Gottesanbeter (so würden die Mönche wohl bei "Bauer sucht Frau" schmackhaft gemacht werden) erzählten auch noch, dass sie alle schon als kleine Kinder im Alter zwischen 6 und 10 Jahren ins Kloster gekommen und dann dort groß geworden sind.

Schließlich wurden wir in einem drei-rädrigeren Insel-Gefährt zurück zur Fähre befördert.


Es ließ sich vom Fahrer nicht entlocken, ob dies ein Trabi-Vorgängermodell war (der Auto-Motor hat sich zumindest danach angehört).

Am zweiten Tag wollten wir eigentlich zum Putuoshan-Tempel. Da aber schon der Parkplatz zur Fähre auf die entsprechende Insel so überfüllt war, dass man auf einem ziemlich weit entfernten Parkplatz parken sollte, der auch schon überfüllt war, entschlossen wir uns - natürlich unterstützt mit den Erkenntnissen vom Kloster auf der Pfirsich-Insel, dass es sich sowieso im Prinzip nur um einen billigen Abklatsch handelt - die Hauptattraktion einfach Hauptattraktion sein zu lassen - für die Anderen.

Wir widmeten uns stattdessen den anderen schönen Ecken, die interessanterweise alle ziemlich leer waren: z.B. ein weiterer Strand und noch ein paar Inseln!

Auf dem Rückweg nach Shanghai am dritten Tag legten wir auf halber Strecke (wieder auf dem Festland) noch einen Zwischenstop in einer alten Wasserstadt namens Xitang ein. Neben den alten Kanälen, den Kähnen und den kleinen Gassen gab es noch einen weiteren "Star" der Stadt: Tom Cruise! Mehrere große Poster zeigten ihn in verschiedensten Posen: ob mit Pistole beim Sprinten oder schwer nachdenkend mit Blut im Gesicht. Alles Szenen aus Mission Impossible 3, für den ein paar Sequenzen im Ort gedreht wurden.


Alles in allem war das Wochenende mal eine willkommene Abwechslung zur Großstadt. Es war zwar nichts dabei, was einen aus Europa unbedingt dorthin locken würde, aber schöne Eindrücke gab es trotzdem. Und die Erkenntnis, dass es sogar Strände in Fahrdistanz gibt. Ob das Boogieboard dort aber mal eingesetzt werden kann (Wellen waren nicht zu erkennen), bezweifle ich allerdings.








Sonntag, 20. Mai 2012

Public Viewing in Shanghai

Letzte Woche zum Pokalfinale gab es das noch nicht: Public Viewing in Shanghai!

Ein Bayern-Fan an der Spitze der Deutschen Handelskammer in Shanghai machte es aber für das Champions League Finale möglich.
Motto: Finale dahoam - in Shanghai!

Anders als letzte Woche standen die Zeichen für München natürlich besser, schließlich spielten sie nicht gegen eine Dortmunder Übermannschaft, sondern nur gegen das Abramowitsch-Chelsea mit Milliarden-Budget. Und das auch noch zu Hause.

Ich war also zu später Nachtstunde (bzw. beim Elfmeterschießen yu früher Morgenstunde - es schien schon wieder die Sonne) im German Center Shanghai dabei und verfolgte das bayerische Fehlschuss-Festival mit Würstchen, Brezeln und Bier aus Deutschland (nur die Cola war nicht deutsch...).

Es waren ungefähr 200-300 Leute dabei:


Mal schauen, wie es sich so während der EM entwickelt - ich bin gespannt.


Sonntag, 6. Mai 2012

ChEnglish - Don't be crowded!!

Mal wieder etwas aus der Rubrik der Übersetzungen:
Letzten Dienstag bin ich am 1. Mai-Feiertag in der Wasserstadt Xitang, in der auch Szenen für Mission Impossible 3 mit Tom Cruise gedreht wurden, über diese Übersetzung gestolpert:


Was will uns der Autor sagen?

Samstag, 5. Mai 2012

Einführung in chinesische Sitten: Öffentlich Pinkeln

Aus aktuellem Anlass!

Ich habe den Brauch, sich hier in aller Öffentlichkeit zu entblößen und Flüssigkeiten abzusondern, schon oft wahrgenommen. Was ich kürzlich aber gesehen habe, kann ich nicht mehr unkommentiert lassen. 

Doch von vorne: 
- Schlendert man durch Shanghais Straßen...
- Sitzt man in der U-Bahn...
- Fährt man auf der Autobahn...
- Schaut man sich in einem Kaufhaus um...
- Läuft man über einen Parkplatz...
... dann kann man in all diesen Situationen Menschen beim öffentlichen Pinkeln beobachten! Mal sind es Kinder, die ohne Windel unterwegs in der U-Bahn nicht mehr an sich halten können oder von ihren Eltern über einen Mülleimer/Aschenbecher in einem Kaufhaus gehalten werden, genauso oft sind es aber auch die Eltern selbst, die es plötzlich und unerwartet überkommt.
Da ist das am Seitenstreifen auf der Autobahn parkende Auto keine Seltenheit, das darauf wartet, dass sich sein Fahrer wieder von der Leitplanke entfernt. 
Denn nicht nur Bäume sind hier der natürliche Toilettenersatz.
Gerne wird z.B. auch ein (bevorzugt fremdes) Auto, ein Roller, eine Hauswand oder ein Straßengulli als Baum- bzw. Toilettensubstitut verwendet.

 

Ich will ja eigentlich das Land, in dem ich mich hier befinde, nicht schlecht machen und ihm ein negatives Image verpassen. Deshalb bin ich auf dieses Thema bislang auch nicht eingegangen.
Jetzt bot sich aber folgendes Bild in meinem geliebten Fahrstuhl:





Eine Lache von gelbem Etwas.... 

Der Fahrstuhl wird niemals mehr derselbe für mich sein! ;-)