Samstag, 14. Januar 2012

Autofahren in Guilin

In meinem Guilin-Post hatte ich ja ein Bild des freundlich dreinblickenden Mannes im Auto veröffentlicht, das mit einem noch freundlicheren Aufkleber geschmückt war.

Ich glaube, ein Redakteur der Zeit muss dem auch begegnet sein. Ich zitiere:

"Die ersten Kilometer am Steuer sind ein kleines Abenteuer. Im Verkehrsgewühl von Guilin fühlt man sich wie in einem Videospiel, das immer neue Hindernisse auffährt. Mopeds queren die Fahrbahn, ohne zu blinken. Eine Frau bleibt mitten auf der Straße stehen und telefoniert. Fußgänger rotten sich in Rudeln zusammen, um gemeinsam blitzschnell die Fahrbahn zu kreuzen. Am beeindruckendsten ist das vollkommen unberechenbare, aber passgenaue Autofahren der Einheimischen: Millimeterdicht schießen sie in jede Lücke hinein. Es gibt keinen Respekt vor dem anderen Wagen. Aber auch nicht vor dem eigenen. Die Chinesen, das wird schnell klar, fahren wie Sau. Daher muss man selbst wie eine besonnene Sau fahren."

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Außer vielleicht der Link des ganzem Artikels:

http://www.zeit.de/2012/02/China-Tourist-Autofahrt/seite-1

Mittwoch, 11. Januar 2012

ChEnglish

Da hat sich auch irgendwas verdreht:



Und ich glaube nicht, dass ein "w" bis zur Gesäß-Krone fehlt.

Samstag, 7. Januar 2012

Zurück in Deutschland

Mir sind in der Woche in Deutschland noch einmal ein paar Dinge besonders aufgefallen, auf die ich gerne an dieser Stelle hinweisen möchte:

  • Die Ruhe: Bis zum Aufwachen ist absolut kein Geräusch an mein Ohr gedrungen. Als ich es am ersten Morgen gar nicht mehr gewohnt, dachte ich zunächst, ich hätte die Zeitumstellung nicht richtig verkraftet und es ist 4 Uhr in der nachts. Aber es war deutlich später und auch schon hell draußen. Ordentliche Isolierung gepaart mit weniger Verkehr und weniger Gehupe lässt grüßen! Allerdings kann ich nach dieser Erfahrung auch verstehen, dass es für Chinesen zu ruhig in deutschen Wohnungen und Häusern ist. Das habe ich schon mehrfach gehört. Für sie ist es eher beklemmend, abgeschieden von der Welt zu sein und das pulsierende Leben nicht mehr wahrzunehmen. Friedhofsruhe als Nahtoderfahrung sozusagen. 
  • Kaum Hektik: Die Tage vor Weihnachten gelten ja als besonders hektisch. Am 23.12. an einem großen Bahnhof kam es mir aber ganz anders vor. Alles lief ruhig und besonnen ab. Keine schreienden Unterhaltungen, auch die Züge quietschten nicht und die Ansagen wirkten tiefenentspannt. Als dann auch noch der ICE pünktlich einfuhr, war das Hektik-Niveau auf der Shanghai-Vergleichsskala im Minusbereich.
  • Die Öko-Kultur und das Bildungsbürgertum: Gut, eine ICE-Fahrt ist vielleicht nicht repräsentativ für Deutschland. Interessant war es aber trotzdem. Auf der einen Seite der Familienvater mit Frau und zwei Kindern, der seinen Sprößlingen aus der Grundschule alle paar Minuten die Feinheiten des neuen, ökologisch korrekten und technisch fortschrittlichen Hybrid-Autos vorgestellt hat. Da die Bedienungsleitung lang war, konnte er die ganze Fahrt mit den Finessen begeistern, z.B. wie viel Spannung die Batterie hat, wie dennoch einem Stromschlag mit Todesfolge für die Insassen vorgebeugt wird und natürlich wie sehr die Umwelt geschont wird. Obwohl die neue Familienkutsche wohl schon in Empfang genommen wurde, nahm man - sicherlich aus Rücksicht auf die Umwelt - für die Fahrt von Berlin nach Stuttgart trotzdem den Zug und ließ das Auto stehen. Auf der anderen Seite die Single-Frau Mitte Vierzig, die begeistert über die Umwälzungen in Nordkorea, die Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher aus Ost- und Westdeutschland sowie unterschiedliche Einstellungen zwischen den Generationen aus dem Nichts eine dezidierte, wohl durchdachte und fundierte Meinung von sich geben konnte. So etwas erlebt wohl an wenigen anderen Orten als in einem deutschen ICE.
  • Der Umgang mit Fäkalien: Nach ein paar Tagen drang eine innere Stimme zu mir, als ich eine öffentliche Toilette betrat, die so ungewöhnlich neutral gerochen hat. Was war denn hier los? Klar, jetzt fiel es mir auf, wie toll es doch tatsächlich noch einmal ist, wenn nicht jeder andere außer einem selbst das gebrauchte Toilettenpapier in einen Mülleimer neben der Toilette wirft, sondern es herunter gespült wird. Das ist in China unüblich und wird oft auch mit eindringlichen Warnhinweisen verboten. Sonst sind die Rohre schnell dicht - gewöhnen kann ich mich trotzdem nicht dran. Wenn sich eine Person diesbezüglich gegen den Strom stellt, scheint auch noch nichts Schlimmes in den Rohren zu passieren. :-)
  • Preise: Entgegen der gängigen Annahme musste ich noch einmal feststellen, dass Deutschland nicht zwangsläufig so viel teurer als Shanghai sein muss. Im Gegenteil, viele Dinge sind in Deutschland deutlich billiger. Man darf natürlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber pauschal kann man da kein einseitiges Urteil fällen. Gerade auch, wenn man sich die Wechselkursveränderungen zwischen RMB und EUR anschaut. 15 bis 20% Veränderung in wenigen Monaten machen sich dann doch spürbar bemerkbar.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Feiertage

Heute war wieder mein erster Arbeitstag. Der 1. bis 3. Januar waren komplett frei.
Es gibt eine Regel, dass Feiertage, die auf das Wochenende fallen, danach nachgeholt werden. Das hieß also, der 2.1. war automatisch auch frei. Eine tolle und eindeutige Regelung, wie ich finde!

Was aber wenig eindeutig und verständlich war, ist der Grund für den freien 3. Januar.
Manchmal werden in China offiziell Wochenenden in Arbeitstage umfunktioniert und dafür in die Woche vor- oder nachverlegt, damit man mehr freie Tage am Stück hat und auch als Wanderarbeiter die Chance bekommt, ein oder zweimal im Jahr die Familie zu sehen. Das macht Sinn bei größeren Feiern wie dem chinesischen Neujahr oder dem Nationalfeiertag, wo dann gleich eine ganze Woche am Stück arbeitsfrei ist.
Keinen Sinn hat es aber am 3. Januar gemacht. Denn der 31.12., der Samstag, wurde dafür geopfert. Das heißt, aus drei freien Tagen am Stück wurden, ja, genau, richtig gerechnet, drei freie Tage am Stück! Eine Glanzleistungsleistung der chinesischen Planungsbehörde, finde ich.

Das Beste an dieser Geschichte ist, dass sich die chinesische Regierung für diesen großartigen Schritt erst vor drei Wochen Anfang Dezember durchgerungen hat. Wer also Urlaub geplant hat und - am Jahresende nichts Unmögliches - keinen Tag mehr für den 31.12. übrig hatte, schaute in die Röhre. Aber mit 1,3 Mrd. Menschen kann man's ja machen.

Die Gründe sind unklar - zumindest sind sie bis zu mir (noch) nicht durchgedrungen.

Mittlerweile habe ich aber drei Theorien entwickelt, wie es dazu kommen konnte:
  • Theorie 1: Aus irgendeinem Grund wollte ein Funktionär das Wirtschaftswachstum noch um eine Nachkommastelle nach oben schrauben, indem ein Tag lang zusätzlich produziert, geschuftet und verkauft wird. Es würde mich nicht wundern, wenn das offizielle BIP-Wachstum für dieses Jahr genau mit 8,8 % angegegeben wird. Die 8 ist die Glückszahl schlechthin, das fänden sicherlich viele super. 8,7 % wären natürlich viel schlechter.
  • Theorie 2: Irgendein Partei-Bonze hat am 3.1. Geburtstag und wollte unbedingt an dem Tag seine Ruhe haben, deshalb hat er auf die Wochenendverlegung gedrängt und einen entspannten Ehrentag verbracht.
  • Theorie 3: Diese Theorie ist nicht meine Theorie, sondern das ist zumindest die beste Erklärung, die ich von Chinesen für diese Regelung bekommen konnte: Es ist einfach in den letzten Jahren immer so gewesen, dass der 1.-3. Januar frei waren. Einleuchtend, oder?
Wenn jemand den wahren Grund kennt, eine der Theorien unterstützt oder noch Alternativen zu bieten hat, kann sich gerne bei mir melden.

Auf jeden Fall Euch allen einen guten Arbeitsstart 2012!

Dienstag, 3. Januar 2012

Zurück in Shanghai

Die letzten Tage rund um die stille Nacht war es auch auf dieser Seite still.
Ich war eine gute Woche in Deutschland, jetzt geht es aber weiter aus dem Land der 1,3 Milliarden:

Am 31.12. nachmittags bin ich, pünktlich für eine großartige Silvester-Nacht, am Flughafen gelandet. Doch es sollte anders kommen. Dabei fing es sehr gut an.

Dank guter Vorbereitung und konsequentem Verschweißen des halben Kofferinhalts, der nun meinen Kühlschrank bevölkert, habe ich die Hunde-Attacke an der Gepäckausgabe bravourös pariert.
Es saß nicht nur ein Hund einfach da, er wurde an einer Leine tatsächlich über das komplette Gepäckförderband geleitet. Er schniefte eine Prise Koffergeruch von jedem Gepäckstück. An meinem Koffer hielt er sich dann glücklicherweise nicht länger auf als bei anderen. Die nächsten Wochen ist damit der Käse- und Wurstvorrat gesichert!


Die Silvesternacht war dann aber sehr seltsam. Ich traf mich mit Freunden am Bund, sozusagen dem "Pracht-Boulevards" Shanghais am Huangpu-Fluß, der die Stadt in Ost und West teilt. Dort bieten sich tolle Ausblicke auf die Skyline und die historischen klassizistischen Gebäuden auf der anderen Seite. Wir hatten gehört, dass eine Lasershow mit Feuerwerk geplant war. Private Feuerwerke, obwohl in China wie wahrscheinlich in keinem anderen Land der Welt ständig an der Tagesordnung für jeden noch so kleinen Anlass, waren großräumig verboten worden. Also kamen wir kurz nach Elf an der Fußgänger-Promenade an, die zwar gut gefüllt, aber bei Weitem nicht überfüllt war. Der Grund wurde uns auch schnell klar: Es gab weder Musik noch Getränke noch sonst irgendetwas. Am interessantesten waren allenfalls die vielen Frauen mit komischen blinkenden Hörnern auf ihrem Kopf, deren Sinn uns aber nicht entschlossen hat. So zogen sich die rund 40 Minuten bis Mitternacht ziemlich lang hin. Aber immerhin das weitflächige Lichtausmachen in den Wolkenkratzern auf der östlichen Pudong-Seite ließ die Vorfreude auf das Feuerwerk noch etwas weiter wachsen. Ein paar Minuten vor Mitternacht begann dann die Lasershow, die zwar ganz nett, aber auch nichts Spektakuläres war. Übertriebene "Ahs" und "Ohs" waren aber trotzdem überall zu vernehmen, wie man das auch bei Feuerwerken kennt. Eine Minute vor 12 wurde dann ein sehr kleiner Countdown auf ein Hochhaus projiziert, den ca. 20 Sekunden vor 12 dann auch tatsächlich alle wahrgenommen hatten. Die letzten 10 Sekunden kam richtig Stimmung auf, als jeder lauthals die Zahlen rückwärts runter zählte.
Was dann passierte, war aber sehr seltsam: Große Stille & Leere! Nichts passierte. Alles starrte nach oben, aber das war's!
Kein Feuerwerk!
Keine Rakete!
Keine China-Böller!



Fazit: Das Jahr kann nur besser werden, als es begonnen hat!