Sonntag, 20. Januar 2013

Meine Top 10-Eindrücke von den Philippinen (letzter Teil)

8. Haustiere
Die Filipinos mögen Haustiere.
Besonders beliebt sind Hähne. Das merkt man spätestens nach der ersten Nacht, wenn das Hahnengeschrei in der Dämmerung aus allen Ecken an das noch schläfrige Ohr dringt. Nur die besten Hähne, die sich morgens noch nicht zu sehr beim Schreien verausgabt haben, können dann im Laufe des Tages darauf hoffen (?), bei einem der beliebten Hahnenkämpfe zum Einsatz zu kommen. Davon wiederum nur die Besten können zu großen Stars werden, denn die größten Kämpfe zwischen den besten Hähnen werden im Fernsehen übertragen!


Aber auch andere Tiere werden begeistert im Vorgarten groß gezogen. Wenn man zu Fuß an einer Straße entlang läuft, muss man sich weniger vor Zähne fletschenden und laut bellenden Hunden fürchten, als vor einem grunzenden Schwein oder einer abgemagerten Kuh.



 
9. Sprache & Einflüsse
Sowohl die Menschen als auch die Sprache und die Architektur haben auf den Philippinen den unterschiedlichsten Einflüssen unterlegen.
Klar, die meisten Menschen sind asiatischen Ursprungs. Durch die Lage und die nahe Verbindung nach Australien glaube ich aber, dass bei einigen Leuten auch schon im Äußeren ein leichter polynesischer oder Aboriginal-Einfluss zu erkennen ist.
Ganz eindeutig ist der spanische Einfluss zu sehen. Viele Wörter haben es in die lokale Filipino-Sprache gebracht (z.B. die Zahlen), so dass man ab und zu durchaus etwas verstehen kann. Auch den älteren Gebäuden sieht man teilweise den spanischen Kolonialbau-Stil an. Und ich behaupte, die südländische Mentalität, die Offenheit und die Lebensfreude hat zum Teil bestimmt auch von unseren mediterranen Nachbarn abgefärbt.
Genauso deutlich erkennt man aber auch einen amerikanischen Einfluss. Im Prinzip jeder spricht Englisch und wächst mit amerikanischer Popkultur auf - von Musik über Fernsehsendungen bis zum amerikanischen Basketball.
Die wechselhafte Geschichte mit verschiedenen Kolonisatoren und Einfluss nehmenden Großmächten (auch die Engländer, Japaner & Chinesen waren mal auf den Philippinen präsent) hat somit deutliche Spuren hinterlassen, die aber zu einer wahrscheinlich einzigartigen neuen Mischung geführt haben. Es wurde nicht einfach das alte Ursprüngliche zerstört und durch Neues ersetzt, sondern weiter ergänzt.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendjemand auf den Philippinen sich durch den Lauf der Geschichte benachteiligt fühlt, stark unterdrückt wurde und einen großen Groll auf die ehemaligen herrschenden Nationen hegt. Fast sogar im Gegenteil.


10. Tauchen
Die Philippinen sind eines der größten Tauch-Paradiese auf der Welt mit zig verschiedenen Orten und Möglichkeiten zu tauchen. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt und auch selbst einmal einen ersten Tauchgang gewagt. Wirklich erstaunlich: Nach einer kurzen Einweisung durch den Tauchlehrer bin ich als einziger "Schüler" mit ihm vom Strand aus vielleicht 100 oder 150 Meter ins Meer hinaus gelaufen, dann gab es noch zwei kurze Übungen und schon ging es hinunter. 45 Minuten unter Wasser in bis zu 12 Metern Tiefe - damit hatte ich nicht gerechnet. Auch nicht, gleich so viele verschiedene Fische und Korallen zu sehen.
Interessant war auch, dass der Tricycle-Fahrer auf dem Weg zum Tauchschule meinte, er selbe würde nie tauchen gehen. Er traut dem Wasser nicht, hält es für zu gefährlich in die Tiefe zu schwimmen.
Auch gibt es - eigentlich für so ein Inselvolk ja fast unvorstellbar - einige Nicht-Schwimmer unter den Filipinos!
Nach der ersten Fähren-Erfahrung bin ich mir jetzt sicher, dass die Philippinen tatsächlich keine große Seefahrer- und Meer-Nation sind.


Ich könnte jetzt auch noch über die deutlich sichtbaren Überreste des Taifuns Anfang September schreiben, über die traumhaften, verlassenen Strände oder über einige andere Dinge - ich belasse es aber jetzt mal hier bei diesen 10 Themen!
Noch ein paar Landschaftsbilder will ich aber nicht vorenthalten:











Sonntag, 13. Januar 2013

Meine Top 10-Eindrücke von den Philippinen (Teil 3)


6. Infrastruktur
So ein Inselstaat hat natürlich seinen eigenen Charme. Man merkt aber auch schnell die Nachteile, die mit so vielen verteilten Inselchen einher gehen. Die (fehlende) Infrastruktur ist mir auf meiner Reise mehrfach begegnet: 

Als erstes Beispiel Tankstellen. Es gibt zwar welche, aber nur in größeren Abständen oder größeren Orten, so dass gerade die kleinen Roller, die die meisten Leute fahren, mit ihrem nicht ganz so großen Tank und kleinen Radius schnell in Schwierigkeiten geraten können. Deshalb hat sich eine Nebeninfrastruktur entwickelt. In den vielen kleinen "Tante-Emma-Läden", die es alle paar Meter an Straßen entlang gibt, kann man meistens neben Getränken, Shampoo und allem anderen, was wir in so einem Laden vermuten würden, oft auch Benzin kaufen. Natürlich gibt es keine Zapfsäule. Auch Benzinkanister habe ich nirgendwo gesehen. Nein, das Benzin wird einfach in Cola-Flaschen verkauft. Man hat die Wahl zwischen zwei Benzinsorten: rot und blau. Ich habe keine Ahnung, ob der Unterschied nur in der Oktanzahl besteht oder ob es noch mehr Besonderheiten gibt. Auf jeden Fall sehr praktisch: in 1-Liter-Mengen kann man nachtanken - und schon ist man wieder mobil!

Ein zweites Beispiel sind Geldautomaten: Auf der "Hexeninsel" beispielsweise gibt es sage und schreibe einen Geldautomaten, an dem man mit internationalen Karten Geld abheben kann. Wenn nicht gerade die Verbindung zum Server ausfällt, das Geld ausgegangen ist oder sonst etwas passiert. Als ich den Geldautomaten gesehen habe, hat er zwar gerade funktioniert. Das hat aber dazu geführt, dass scheinbar die gesamte Insel die Gelegenheit nutzen wollte, um Geld abzuheben. Es gab eine Schlange, die vom Geldautomaten bis auf die Straße gereicht hat. Es standen bestimmt 40 Leute in der Schlange. Es ging so langsam voran, dass man mindestens eine Stunde gewartet hätte - das habe ich mir dann lieber nicht angetan.

Letztes Beispiel: Stromausfälle. Klar, so ein Netz auf einer Insel zu betreiben ist nicht ganz so einfach. Dass die Kapazität in vielen Fällen aber vorne und hinten nicht ausreicht, wird deutlich, wenn ein Hotel nebenbei noch einen Dieselgenerator besitzen muss, um zumindest die Nahrungsmittel und die Grundversorgung mit Strom sicherzustellen!
Interessanterweise gibt es auf den Philippinen einen eigenen Begriff für Stromausfälle: Brown-outs! Meine Theorie hierzu ist, dass die Stromversorgung so unsicher ist und Ausfälle so alltäglich sind, dass man den Begriff entwickelt hat, um noch einmal genauer beschreiben zu können, wie ernst der Stromausfall ist. So wie die Eskimos ja auch sieben verschiedene Wörter für Schnee haben. Ein Brown-Out wäre dann meiner Theorie zu Folge ein nicht ganz so schlimmer Stromausfall - also z.B. wenn das Netz zusammenbricht, aber der Generator noch Strom erzeugt. Wenn dann auch der Generator ausfällt und man komplett im Dunkeln sitzt, wäre dann ein Black-Out. Ich habe mir die Theorie von niemandem bestätigen lassen, aber ich bin mir sicher: So muss es sein!
 

7. Musik
Die liebste Freizeitbeschäftigung der Filipinos ist ganz offensichtlich Musik. Sei es beim Open-Air-Karaoke-Singen, dass oftmals auch bei den "Tante-Emma-Läden" noch mit integriert ist, beim Warten auf die Fähre im Hafenterminal oder in einem Geschäft einer Shopping Mall: Jeder scheint ständig zu singen, Gitarre zu spielen oder, wenn gar nichts anderes mehr geht, zumindest das Taxi-Lenkrad als Drum zu benutzen.
Am Strand gibt es nicht nur einen Obst- oder Schmuckverkäufer, sondern auch einen Gitarren- und Ukulele-Dealer, der den Touristen seine Instrumente verkaufen möchte.
Am Flughafen gibt es nicht nur einen 08/15-Duty-Free-Laden, sondern auch noch einen Gitarren-Shop:

Nach der Reise ist mir jetzt absolut klar, warum  99% aller Cover-Bands in Shanghai und wahrscheinlich ganz China, die in Bars oder Hotels auftreten, aus den Philippinen kommen!


Freitag, 11. Januar 2013

Meine Top 10-Eindrücke aus den Philippinen (Teil 2)

3. Aberglaube & Schwarze Magie
Interessant war auch, dass viele Menschen auf den Philippinen nicht nur sehr gläubig, sondern auch abergläubisch sind.
Ich wurde schon vor meiner Ankunft auf der kleinen Insel Siquijor darauf hingewiesen, dass dort "Hexer" ihr Unwesen treiben sollen und die Insel ein Zentrum schwarzer Magie sei - allerdings von zwei Uni-Dozenten, die das vor allem als geschicktes Insel-Marketing betrachtet haben.
Auf der Insel selbst habe ich nicht viel vom bunten Spuk-Treiben mitbekommen. Die Leute waren alle sehr nett, niemand hat mich verhext (glaube ich bis jetzt jedenfalls) oder eine Voodoo-Puppe von mir hergestellt.
Auf meinen Stationen danach aber erntete ich erstaunte Blicke, wenn ich erzählt habe, dass ich schon auf Siquijor war. Jetzt wurden mir, mehrfach und unabhängig voneinander, Geschichten erzählt mit der ernsten Beteuerung, auf der Insel gehe es tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu, man müsse sehr aufpassen und man sollte doch lieber nicht da hin fahren. Mal war es der Großvater, der auf die Insel gefahren ist, und danach (irgendwann) gestorben ist - natürlich nur, weil er auf Siquijor war. Oder die Großtante, der es dort sehr schlecht erging, oder, oder, oder...
Es gab sogar eine Person, die behauptet hat, selbst schon einmal von bösen Geistern nachts besucht worden zu sein. Das geschah zwar nicht auf Siquijor, aber die dahinter steckenden Kräfte wären dieselben gewesen!
Ein paar Äußerungen klangen aber durchaus glaubhaft: So meinte die Vermieterin meiner Unterkunft auf Bohol, dass es auf Siquijor teilweise Pflanzen gebe, die als Medizin oder bei Festen eingesetzt werden, deren Wirkung bis heute noch nicht wirklich erforscht sei und die den Körper tatsächlich auf vielfältige Weise beeinflussen können. Ungewünschte Nebenwirkungen natürlich nicht ausgeschlossen....


4. Verkehr
Meine erste Station auf den Philippinen war Dumaguete. Eine Stadt mit 4 Universitäten und über 100.000 Einwohnern. Neben dem "Weihnachtshaus" wurde mir dort noch stolz von einer weiteren Besonderheit der Stadt erzählt: es gab nicht eine einzige Ampel!
Und das beste war, dass man nicht das Gefühl hatte, eine Ampel würde fehlen oder dem reibungslosen Verkehr guttun. Nein, es ging auch einfach ohne. Kreisverkehre gab es auch nicht nennenswert viele.
Daraufhin habe ich auf meinen nächsten Stationen mal etwas genauer hingeschaut, und siehe da: Weder auf der verhexten Insel Siquijor noch auf Bohol & Panglao ist mir eine Ampel begegnet. Und auf Bohol leben immerhin mehr als 1 Million Menschen!
Erst auf meiner letzten Station nach über 10 Tagen in der Philippinen war es soweit, so dass ich bestätigen kann: Doch, die Ampel ist auch auf den Philippinen bekannt!
Ein paar weitere Eigentümlichkeiten sind die Verkehrsmittel auf den Philippinen. Hier gibt es auch Unterschiede zwischen den Inseln. Je nach Bevölkerungsdichte und Größe der Insel gibt es entweder mehr Tricycles oder Jeepneys als Ersatz für Taxis, Busse & Bahn.
Was ist ein Tricycle?
Im Prinzip ganz einfach: ein Roller oder Motorrad mit einem seitlich angehängten Beiwagen, in dem sich Passagiere platzieren können, die auf einem dritten Rad mit befördert werden. Eine einfache Fahrt von 2-3 km kostet so ungefähr 20 Cent.
Hier ein Blick aus dem "Inneren" eines Trikes...
... und noch ein Blick von außen
Was ist ein Jeepney?
Das ist die Großstadtvariante des Tricycles: ein aufgemotzter Jeep, der in die Länge gezogen und individuell mit aufwendigen, bunten Lackierungen bemalt wurde. Wahlweise weist die Lackierung auf eine lokale Firma, die Lieblingsband des Besitzers oder die Worte Gottes hin.
Diese Gefährte sieht man an jeder Ecke. Öffentliche Busse hingegen: Fehlanzeige!

5. Eine Schiffsfahrt, die ist lustig...
Zu einem anderen Verkehrsmittel muss ich noch etwas mehr schreiben: Die Fähre!
Klar, bei einem Inselstaat mit mehr als 7000 Inseln ist das Schiff fast ein Alltagstransportmittel. Zwischen den Inseln habe ich mich genauso mit Fähren bewegt.
In meiner Vorstellung hatte ich mir vorab ausgemalt, dass die 1 bis 3 stündigen Fahrten wie ein Ausflugsdampfer ganz idyllisch von statten gehen. Das sollte sich jedoch als etwas naiv heraus stellen. Für die erste Überfahrt bin ich einfach zum Hafen gefahren, habe jemanden gefragt, wo ich ein Ticket kaufen kann und bin zum entsprechenden Schalter gegangen. In dem Moment war mir leider nicht klar, dass es mehrere "Dienstleister" gibt, die sich deutlich voneinander unterscheiden...
Also buchte ich mich - noch in gutem Glauben - auf einem Boot ein, das, mich würde es jedenfalls nicht wundern, in grauer Vorzeit sicherlich mal zur Sklavenverschiffung genutzt wurde. Man nahm Platz im tiefen Bug des Schiffes auf Holzplanken, dazu wurden noch allerlei Frachtgüter mit hinein geworfen: eine Palette mit Salatköpfen, Weihnachtsgeschenkelieferungen, allerlei andere Lebensmittel usw....
Kurz vor Fahrtbeginn setzte sich jemand direkt neben mich, der auffällig viel Schweiß auf der Stirn hatte. Da hatte ich schon eine böse Vorahnung. Und tatsächlich: keine 2 Minuten, nach denen wir abgelegt hatten, ging es los - die erste Ladung Mageninhalt kam aus meinem Nachbarn heraus. Da wir ganz vorne saßen, spuckte er wenigstens niemandem in den Nacken, sondern nur auf und zwischen all die Cargo-Fracht oder auch auf sich selbst. Danach ging es alle paar Minuten genauso weiter. Er schien gut gefrühstückt und ausgiebig getrunken zu haben, bei der Menge, die ich zu Gesicht bekam und die auch meiner Nase nicht entging. Schön war der Anblick, ob auf den Boden, sein T-Shirt oder sein Gesicht definitiv nicht... Lange habe ich ihn aber nicht angeschaut, denn der Wellengang war so stark und das Boot so unruhig, dass ich meinen Blick fast durchgängig nach draußen auf die Wellen und den Horizont gerichtet hatte, damit mir dasselbe Schicksal entgeht. Das ist auch geglückt, war aber nicht ganz einfach: Wegen der hohen Wellen wurden nämlich alle Fenster an Bord mit Holzplanken verschlossen, nur ein kleines Fenster blieb offen. Das war glücklicherweise ungefähr auf meiner Höhe und in Sichtweite.
Während somit ca. 100 Leute unten in diesem Schiff im Dunkeln der Dinge harrten, hörte man ab und zu noch ein paar andere Geräusche, die nur eines bedeuten konnten. Kurze Blicke nach hinten bestätigten den Verdacht. Beim Ausstieg von Bord durch die Hintertür nach letztendlich 1:15 Stunde Fahrtzeit wurde das Ausmaß der menschlichen Kollateralschäden deutlich: Mein Nachbar war sicherlich kein Einzel-, wenn auch trotzdem ein Extremfall. Geschätzt jeder zweite auf dem Schiff hat sich am Ende übergeben gehabt, wobei ich die Strategie der Filipinos, die Augen zu schließen, auch nicht verstanden habe... Trotz der vielen Inseln scheinen sie nicht für das Meer gemacht zu sein! (später dazu noch mehr)

Meine anderen beiden Fähren-Erlebnisse waren dann meiner ursprünglichen Vorstellung zum Glück deutlich näher: ein Vergleich wie Tag und Nacht, 5 Sterne gegen Sklavenboot!
Nicht nur war das Schiff fast doppelt so schnell, man konnte sich auch schön auf dem Deck an der frischen Luft hinsetzen, den Ausblick genießen, und zum Schluss sogar einen tollen Sonnenuntergang sehen: